Digitale Diskriminierung Homeschooling Flüchtlinge Internetzugang [Symbolfoto. Quelle: pexels.com, Autor: Julia M Cameron]

Corona verlagert fast das komplette Sozialleben ins Netz – darunter auch den Schulunterricht. Daran teilnehmen können aber nicht alle, warnen jetzt die Dillinger Flüchtlingshelfer. Ein Problem, das auch andere Mitbürger trifft.

Zumindest W-LAN ist in allen dezentralen Flüchtlingsunterkünften in der Stadt Dillingen und in der Gemeinschaftsunterkunft Max-Planck-Straße vorhanden, informiert unser 1. Vorsitzender und Koordinator Georg Schrenk. Im Landkreis dagegen sieht die Lage schon anders aus: Demnach sind knapp ein Fünftel der dezentralen Unterkünfte ohne Internet-Anschluss. Wie aus einer Pressemitteilung des Dachverbands der Bayerischen Flüchtlingshelfer Unser VETO hervorgeht, ist Dillingen damit im bayernweiten Vergleich noch gut aufgestellt: In anderen Orten würden die zuständigen Behörden die Einrichtung eines Internetanschlusses teilweise verbieten. In Dillingen haben oftmals die anerkannten Flüchtlinge selbst bzw. ihre Vermieter dafür gesorgt, in der Gemeinschaftsunterkunft mit Unterstützung der Diakonie und von uns. Schließlich wollten die Flüchtlinge auch schon vor Corona den Kontakt zu ihren über die ganze Welt verstreuten Familien halten.

„W-LAN allein reicht aber noch nicht“, warnt Schrenk. „Die Internetverbindung muss auch schnell und stabil sein, und es braucht entsprechende Endgeräte, damit Kinder am digitalen Schulunterricht teilnehmen können“. Das Smartphone beispielsweise habe für die Erledigung von Schulaufgaben einen schlicht zu kleinen Bildschirm, und die Familien, die auf Datentarife zurückgreifen müssen, sehen sich mit hohen Handyrechnungen konfrontiert. Am allerwichtigsten aber: ein freier Platz zum ungestörten Lernen. Das sei jedoch in manch enger Unterkunft keine Selbstverständlichkeit.

Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie treffen auch die Erwachsenen: „Wir mussten, genauso wie die Integrationskursanbieter, alle Deutschkurse einstellen, und weil sie nicht mehr aus dem Haus dürfen, verwenden die Familien im Alltag fast nur noch ihre Muttersprache. Je länger der Lockdown andauert, desto eher laufen wir Gefahr, dass wichtige Fortschritte bei der Integration verloren gehen“. Und: die Corona-Einschränkungen treffen alle gleich, einheimische Familien, Homeoffice-Arbeitnehmer und Senioren genauso wie Flüchtlingskinder. „Wir sind den Schulen dankbar, dass sie alles dafür tun, die Probleme bestmöglich zu lösen. Aber die digitale Diskriminierung zwischen denjenigen, die problemlosen Zugang zu digitalen Technologien haben und denjenigen, die keinen haben, wird die Ungleichheiten zwangsläufig verschärfen. Die Politik darf das bei allen Corona-Maßnahmen nicht vergessen“, so Schrenk.

Update vom 08. Mai: Die Politik hat mittlerweile reagiert und will Schülern mehr digitale Endgeräte zur Verfügung stellen.

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