Kritik am Konzept reißt nicht ab

Gitterzaun Absperrung Gefängnis [Quelle: flickr.com, Autor: Mark Michaelis; Symbolbild]

Zahlreiche Organisationen in Bayern halten das vor einem Jahr eingeführte Konzept der „Ankerzentren“ nach wie vor untauglich. Das wurde auf einer Pressekonferenz deutlich, die der Bayerische Flüchtlingsrat aus diesem Anlass am 30. Juli 2019 in München organisierte.

Der Dachverband der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer in Bayern, unserVETO, zog eine negative Bilanz. Trotz der Maßgabe, dass die Aufenthaltsdauer in den Ankerzentren drei Monate nicht übersteigen soll, verblieben viele Flüchtlinge längere Zeit dort. „Das ist der Kernpunkt. Würde man dieses Problem lösen, würden sich viele andere Probleme verringern“, so Joachim Jacob, Vorstand von unserVETO.

Zu diesen Problemen gehört auch der mangelnde Zugang zu gesundheitlicher Versorgung, wie Ärzte der Welt e.V. kritisierte. „Die Zustände in Ankerzentren und Massenunterkünften machen psychisch gesunde Menschen krank und psychisch Kranke noch kränker“, so die Psychologin Stephanie Hinum.

Den erhofften Beschleunigungseffekt durch die zentrale Unterbringung können die Ehrenamtlichen nicht erkennen. Im 21. Jahrhundert sei auch bei Behörden eine Kommunikation über moderne Medien möglich und üblich, eine zentrale Unterbringung daher nicht dringend notwendig. Viel eher schaffe diese weitere Probleme: den mangelnden Zugang zu einer unabhängigen Rechtsberatung etwa oder Zimmerdurchsuchungen durch private Security-Dienstleister. Auch für Ehrenamtliche erhalten oft keinen Zugang zu den Ankerzentren – obwohl Jacob betonte, dass sie mit ihrer unentgeltlichen Arbeit die Hauptlast bei der Integration tragen würden. Die Ankerzentren jedoch verhinderten die Integration, unter anderem, weil ihre Insassen nicht arbeiten dürfen und somit gezwungen sind, dem Staat auf der Tasche zu liegen.

Die anwesenden Flüchtlingshelfer forderten daher einmütig, den bayerischen Sonderweg der Ankerzentren zu beenden und zum bewährten Konzept der dezentralen Unterkünfte zurückzukehren. Dieses Modell war und ist auch im Landkreis Dillingen erfolgreich – zum Beispiel bei der Taufe einer iranischen Familie in Unterliezheim.

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