Dillinger Flüchtlingshelfer verurteilen Gewalt und rufen zu differenzierter Einschätzung auf
Dillingen, den 30. Juli 2019
Die Unterstützergruppe „Asyl/Migration Dillingen a.d.D.“ e.V. bedauert den gewaltsamen Tod eines achtjährigen Jungen am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main und spricht allen Angehörigen ihr herzliches Beileid aus. Wir verurteilen auf dem Boden des Grundgesetzes und in Übereinstimmung mit den christlichen Werten, die viele unserer Unterstützer teilen, jegliche Anwendung von Gewalt.
Zur Stunde stellen wir Folgendes fest:
- Diese schreckliche Tat erfordert rückhaltlose Aufklärung.
- Die Schuldigen verdienen die volle Härte des Gesetzes.
- Wer in unserem Land um Asyl bittet und dabei schwere Straftaten begeht, hat sein Gastrecht verwirkt und muss, so es die menschenrechtliche Lage zulässt, in sein Heimatland zurückgeschoben werden.
Gleichzeitig gilt aber:
- Das Urteil über einen Verdächtigen sprechen in unserem Rechtsstaat ausschließlich und allein die Gerichte – und nicht die Politik, die Medien oder die Öffentlichkeit. Es gilt der Grundsatz: Unschuldig bis zum Beweis der Schuld.
- Wir verurteilen mit gleicher Schärfe jegliche Versuche bestimmter Politiker, die Ereignisse auf dem Rücken der Opfer populistisch für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Nötig ist jetzt eine genaue Lageeinschätzung statt vorschneller Urteile.
- Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die in unserem Land lebenden Flüchtlinge ein menschenwürdiges Leben verdient haben. Die meisten Flüchtlinge verhalten sich gesetzestreu und wollen sich integrieren. Ein jüngstes Beispiel ist die Taufe von drei Iranern in Unterliezheim. Viele von ihnen stehen bereits in Arbeit, auch in Dillingen. Wir warnen eindringlich davor, in der Bewertung der jüngst vorgefallenen Ereignisse Pauschalurteile auf Kosten der Flüchtlinge zu fällen, denn jeder Mensch ist einzigartig und hat das Recht auf Leben in Freiheit und Würde. Solche Urteile sind geeignet, die Spaltung der Gesellschaft noch weiter zu vertiefen.
- Wir machen die Asylpolitik des Freistaates Bayern dafür verantwortlich, dass die Frustration und die sozialen Spannungen unter Flüchtlingen wie Helfern in den letzten Jahren zugenommen haben. Dazu gehören vor allem die Verweigerung von Arbeitserlaubnissen und das Instrument der Ankerzentren, das einer Inhaftnahme Unschuldiger gleichkommt und Integration fast unmöglich macht. Auf die zu erwartenden Folgen dieser Politik weisen zahlreiche Sozialverbände, Institutionen, NGOs und Experten wie Georg Strasser seit Jahren hin. Wir fordern die Bayerische Staatsregierung dazu auf, deren Einschätzungen nicht länger zu ignorieren!
Wir bringen unsere tiefe Hoffnung zum Ausdruck, dass sich derartige Ereignisse nicht mehr wiederholen.
gez. Georg Schrenk 1. Vorsitzender und Koordinator der Unterstützergruppe Asyl/Migration Dillingen