Neun Fragen an...
...Georg Schrenk
Warum haben Sie sich entschieden, beim Unterstützerkreis mitzuarbeiten?
Das ist eine lange Geschichte! Letztendlich gibt es für mich kein Wegschauen und ich hasse Desorganisation. Als ich im vergangenen Jahr einstieg, gab es einige Engagierte und viele, für die es keine Asylbewerber gab. Man schaute einfach weg. Einige waren tätig, aber mehr nach dem Schneeballprinzip, manches war nicht organisiert.
Was ist Ihre ganz persönliche Motivation?
Barmherzigkeit Hilfsbedürftigen gegenüber ist eine ständige Herausforderung, die ich versuche zu leben. Darüber hinaus habe ich einmal einen Diensteid geschworen, dort heißt es unter Anderem: "…das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen." Die wesentliche Basis des Rechts ist unser Grundgesetz und dort heißt es in Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Diese Verpflichtung steht für mich im Mittelpunkt!
Woraus besteht Ihre tägliche Arbeit denn genau?
Das lässt sich am Besten mit einem Schaubild erklären:
Wie bekommen Sie das alles denn zeitlich unter einen Hut?
Ich habe während meiner Dienstzeit immer Menschen ausgebildet und geführt, ich war immer da, wenn sie mich brauchten. Die 60-Stunden-Woche war die Regel, da gewöhnt man sich Zeitmanagement an. Außerdem haben wir in unserem Beruf gelernt, Situationen schnell zu beurteilen, Lösungen zu finden und diese auch um- und durchzusetzen. So ist man gelegentlich schneller als das Umfeld! Oft wird zu lange gezögert und sinnlos diskutiert anstatt gehandelt.
Warum ist es so wichtig, dass sich jemand um die Flüchtlinge kümmert?
Dies ist eine Menschen- und Christenpflicht! Außerdem hat ein Großteil dieser Menschen Krieg und Gewalt erlebt. Die Staatengemeinschaft ist nicht in der Lage dem Krieg in Syrien ein Ende zu bereiten, also ist es eine Verpflichtung den Menschen zu helfen! Wenn wir einfach zuschauen, laufen wir Gefahr, dass soziale Brennpunkte entstehen, die nicht beherrschbar sind.
Was ist das Ziel Ihrer Arbeit?
Den Asylbewerbern einen menschenwürdigen Aufenthalt sicherzustellen.
Haben Sie genug Unterstützer oder braucht Dillingen noch mehr Helfer?
Wir haben viel zu wenig Unterstützer! Viele schauen weg und meinen, fromm in die Kirche gehen, reicht aus! Unser Religionsgründer Jesus Christus verlangt aber die Tat. Eine seiner Botschaften lautet: "Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan." Also: Haben Sie den Mut und werden Sie Unterstützerin oder Unterstützer!
Was würde passieren, wenn alle Helfer des Unterstützerkreises einen Tag lang Pause machen würden?
Ein Tag ist zu wenig, sagen wir eine Woche! Die ärztliche Behandlung der Kranken würde zusammenbrechen, Deutschunterrichte ausfallen, das Landratsamt hätte nicht die Kräfte in die Unterkünfte zu gehen... Auf den Fluren des Landratsamts würden sich die Asylbewerber zusammenrotten und Forderungen aufstellen!
Wie lange können Ehrenamtliche noch die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen?
Ehrenamtliche müssen mit den amtlichen Stellen eine Einheit werden. Ehrenamtliche scheitern an der Behandlung Traumatisierter. Wenn das immer mehr werden, wird unsere Kraft nachlassen! Darüber hinaus tragen viele schwer daran, dass Entscheidungen über die Zukunft der Asylbewerber ausbleiben. Wenn die Ehrenamtliche ihre Arbeit einstellen, wird in kürzester Zeit, vielleicht nur vier Wochen, die gesamte Betreuung zusammenbrechen und soziale Konflikte wären vorprogrammiert. Unser Ziel kann nur sein, durchzuhalten!
...Peter Schromm
Der selbstständige Unternehmensberater Peter Schromm ist der stellvertretende Koordinator unserer Unterstützergruppe. Er hält den Kontakt zu den verschiedenen Schulen, welche die von uns betreuten Flüchtlinge besuchen. Zusätzlich übernahm er die Patenschaft für eine Reihe unserer Flüchtlinge.
Warum haben Sie sich entschieden, beim Unterstützerkreis mitzuarbeiten?
Ich bin zum ersten Mal gemeinsam mit meiner Frau in eine Dillinger Flüchtlingsunterkunft gekommen, in der menschenunwürdige und zum Teil lebensgefährliche Zustände herrschten. Die dort untergebrachten jungen Männer waren alle sehr freundlich und hilfsbereit, aber hilflos im Umgang mit den Behörden, dem Vermieter und den deutschen Gewohnheiten.
Was ist Ihre ganz persönliche Motivation?
Die Dillinger Flüchtlinge zu unterstützen, um ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und ihnen somit bei der Integration zu helfen.
Wie kriegen Sie das zeitlich auf die Reihe?
Das ist oftmals sehr schwierig! Durch meine Selbständigkeit bin ich zum Glück immer wieder auch tagsüber zeitlich flexibel, um mit Behörden Themen abzuklären und meine Familie unterstützt mich sehr.
Warum ist es so wichtig, dass sich jemand um die Flüchtlinge kümmert?
Ich sehe bei den allermeisten Flüchtlingen einen großen Wunsch und Willen, schnell die deutsche Sprache zu erlernen, zu arbeiten und sich in Deutschland zu integrieren. Ohne Unterstützung durch die ehrenamtlichen Paten und Deutschlehrer würde dies nicht gelingen. Sie geben den motivierten Flüchtlingen die Möglichkeit, Erfolge in diesen Bereichen zu erleben und Anschluss zu finden. Hier gilt der Leitsatz: Hilfe zur Selbsthilfe. Wer über Wochen, Monate oder gar Jahre keinerlei Aufgabe hat (so lange dauern ja derzeit leider die Asylverfahren), die ihn voranbringt, resigniert und ist dann anfälliger für Alkohol, Drogen oder andere strafrechtlich relevanten Dinge.
Woraus besteht Ihre tägliche Arbeit genau?
Da ich sowohl Koordinationsaufgaben als auch Patenaufgaben habe, ist die Arbeit extrem unterschiedlich: Gespräche, Telefonate und Schriftverkehr beispielsweise mit der Stadt, dem Landratsamt, verschiedenen Bezirksregierungen, der Arbeitsagentur, Berufsschule ... sowie Begleitung und Unterstützung der "Patenkinder".
Was ist das Ziel Ihrer Arbeit?
Ziel ist, gemeinsam mit Herrn Schrenk unsere Ehrenamtsgruppe zu koordinieren, den Paten als Ansprechpartner für organisatorische Themen wie Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, den Schulen etc. zur Verfügung zu stehen und gleichzeitig auch gemeinsam mit meiner Frau Pate zu sein für einige in Dillingen lebende Asylbewerber. Die Arbeit hier steht unter der Prämisse: Hilfe zur Selbsthilfe.
Haben Sie genug Unterstützer oder braucht Dillingen noch mehr Helfer?
Die Dillinger Helfer sind sehr motiviert und engagiert. Allerdings benötigen wir für Dillingen mehr Unterstützer: Die Flüchtlingswelle, die Deutschland in diesem Jahr erlebt, wird noch viele weitere Schutzsuchende in unsere Stadt bringen, die wir als Helferkreis auch unterstützen möchten.
Was würde passieren, wenn alle Helfer des Unterstützerkreises einen Tag lang Pause machen würden?
Ein Tag würde hoffentlich noch keine große Unruhe bringen; eine Woche würde zu chaotischen Zustände in den Ämtern und Behörden sowie bei Ärzten führen.
Wie lange können Ehrenamtliche noch die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen?
Viele Ehrenamtliche sind neben Familie und Beruf bereits bis an ihre Grenzen engagiert. Zudem gibt es immer wieder Spitzenbelastungen, wenn bei den Schützlingen außergewöhnliche Ereignisse und Situationen eintreten. Einige unserer Flüchtlinge sind bereits sehr selbständig und benötigen nur noch sporadisch Unterstützung. Allerdings sind in den letzten Monaten wieder viele neue Flüchtlinge nach Dillingen gekommen und auf Basis der aktuellen Flüchtlingszahlen und -prognosen wird die Versorgung in der jetzigen Form nicht mehr aufrecht erhalten werden können.
Weitere Helfer
Weitere Aufgaben übernehmen folgende Helfer, die hier noch nicht interviewt worden sind:
Koordination der Deutschlehrkräfte: Paul Weishaupt
Kontakt:
Stellvertreterin: Jutta Liebicher
Systemadministration und Redaktion Homepage und OwnCloud: Jan Doria
Kontakt:
Weblog: www.kulturweit-blog.de/janenuruguay
Stellvertreter: Dietrich Wittenberg
Team Möbellager:
Leiter: Josef Firnigl
Integrationsprojekte:
Chor der Begegnung:
Leitung: Barbara Flierl
Sprachtreff:
Organisation: Rebekka Jähnig
Sie würden sich, egal in welcher Funktion, gerne selbst einbringen wollen? Wir freuen uns auf Sie! Kontaktieren Sie einfach Koordinator Georg Schrenk unter