Die hauptamtlichen Flüchtlings- und Integratrionsberater Anastasia Oborowski und Dieter Kogge stellten ihre Aufgabenfelder und die täglichen Herausforderungen vor. Darüber hinaus informierte Dieter Kogge über die Ausbildung zum Kulturdolmetscher und die TAFF-Beratung (Therapeutischen Angebote für Flüchtlinge). Geflüchtete mit deutschen Sprachkenntnissen B1 aber auch Einheimische können an der Ausbildung zum Kulturdolmetscher teilnehmen. Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten sie ein Zertifikat, das unter anderem die Themen: Kulturkompetenz, Arbeit und Bildung, Gesundheitswesen, Werte-Normen-kulturelle Fremdheit, Religion abdeckt. Kulturdolmetscher helfen den Geflüchteten sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden. Die Therapeutischen Angebote für Flüchtlinge bieten Unterstützung bei sogenannten „Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS)“ an. Es wird leider oft ausgeblendet, dass Geflüchtete durch die Zustände im Herkunftsland, die Erlebnisse auf der Flucht und auch bei uns darunter leiden. Manches nicht erklärbare Verhalten hat PTBS als Ursache. Leider wird nach unserer Einschätzung den PTBS bei Geflüchteten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und es fehlen Psychiater/innen und Therapeuten/innen.

Im zweiten Teil des Abends ging Georg Schrenk, seit 2014 Koordinator der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit in Dillingen, auf die besonderen Herausforderungen vor Ort ein. Für die Unterstützergruppe Asyl/Migration ist es selbstverständlich, dass die Geflüchteten ohne Rücksicht auf ihr Herkunftsland Unterstützung finden. Allerdings wird gerade von Politkern immer wieder ausgeblendet, dass besondere Belastungen durch die große Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine entstanden sind. Sie tragen erheblich dazu bei, dass die vorhandenen Schul- und Kindergartenplätze vielerorts nicht mehr ausreichen. Die Geflüchteten in Dillingen sind noch in der glücklichen Lage, einen Kindergartenplatz zu erhalten. Auch ist positiverweise die Unterbringung bei uns in der Stadt durch die dezentralen Unterkünfte noch sichergestellt. Leider ist das ehrenamtliche Engagement im Schwinden begriffen. Während er 2015 auf über 120 Ehrenamtliche zurückgreifen konnte, sind es heute gerade noch ca. 25, die sich aktiv betätigen. Er hob auch hervor, dass die Unterstützung der Geflüchteten „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein muss und Geflüchtete, die z.B. vor fünf und mehr Jahren gekommen sind, die täglichen Herausforderungen selbst bewältigen müssen. Leider sind auch die Bearbeiter/innen in den zuständigen Behörden an der oberen Leistungsgrenze angelangt und ausgebildete neue Kräfte kaum vorhanden. Die Unterstützergruppe und, wie auch der anwesende 2. Bürgermeister, Johann Graf, betonte, hat Bedarf an Ehrenamtlichen. Die Jahrhundertaufgabe „Integration“ wird nicht mit populistischen Parolen, sondern durch Begleitung und Aufeinander zugehen bewältigt. Eine Verminderung der Flüchtlingszahlen ist nur durch die Verbesserung der Zustände in den Herkunftsländern sowie eine gleichmäßige Verteilung der Geflüchteten und eine menschenwürdige Behandlung in den EU-Staaten erreichbar. Die Behandlung von Geflüchteten gerade in Bulgarien, Kroatien, von Nichtukrainern in Polen und auch in anderen Staaten zeigt, wo hier die Defizite liegen. Dass in Deutschland ca. 1,1 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine registriert sind, während Staaten wie Frankreich, Italien oder auch Spanien noch deutlich unter 200 000 haben, ist auch ein Zustand, der offen angesprochen werden muss. Nach zwei Stunden ging eine Veranstaltung zu Ende in der Hoffnung, dass die Haupt- und Ehrenamtlichen es schaffen, die Herausforderungen zu bewältigen.

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