Die Unterbringung von ca. 40 geflüchteten Roma im Landkreis war die Ursache für die Themenwahl beim 52. Rundgespräch Asyl/Migration. Alexander Diepold, Gründer und Geschäftsführer von „Madhouse GmbH“ in München, informierte die 25 Teilnehmer/innen, darunter Oberbürgermeister Frank Kunz, sowie Regierungsdirektor Peter Alefeld vom Landratsamt über Sinti und Roma. Er stellte das von ihm gegründete Projekt vor und erläuterte dessen Notwendigkeit.

Er machte in seinen Ausführungen deutlich, dass Sinti und Roma eine sehr heterogene Bevölkerungsgruppe darstellen, die nach wie vor weltweit von Ausgrenzung, Rassismus und Antiziganismus betroffen ist. Weiter führte er aus, dass Sinti und Roma auch in der in der Ukraine Misshandlungen erleiden mussten und von Stammukrainern nicht selten abgelehnt und ausgegrenzt werden.


In seinem Vortrag berichtete Alexander Diepold zum Beispiel, dass bei der Ankunft der geflüchteten Ukrainer im Münchener Hauptbahnhof eine Trennung von Ukrainern und Roma vorge nommen wurde auch in der Unterbringung. Während Ukrainisch gelesene Flüchtlinge schnell in dezentrale Unterkünfte oder Familien kamen, wurden Roma in Gemeinschaftsunterkünfte verlegt. Teilweise wurde ihnen unterstellt, Pässe erschlichen zu haben. In der Roma Kultur spielen Familienverbände eine sehr große Rolle, diese bilden Rückhalt und Ressource. Teilweise wurden aufgrund des Königsteiner Schlüssels Familienverbände auseinandergerissen, was Angst und Unsicherheit flüchtender Menschen verstärkte. Alexa nder Diepold konnte im Bereich München auch feststellen, dass Roma von den Behörden schlechter behandelt wurden. Inzwischen ist in München ein Arbeitskreis eingerichtet, in dem alle beteiligten Akteure vertreten sind. Er trifft sich regelmäßig, tauscht Erf ahrungen aus und erstellt Bedarfsanalysen. Ein besonderes Augenmerk wird daraufgelegt, dass es zu keinen Ungleichbehandlungen von Ukrainer/innen mit und ohne Roma Hintergrund kommt. Die „Madhouse GmbH“ führt in München Fortbildungen und Aufklärungsworkshop s für alle Akteure bei der Betreuung geflüchteter Roma durch. Durch regelmäßige Beratungen werden die Bedarfe konkretisiert z.B. für die Geburtshilfe oder auch der Schwangerschaftsberatung. In den Schulen werden für Romakinder besondere Maßnahmen erprobt, um Lerndefiziten abzuhelfen. Für Geflüchtete aus der Ukraine mit Roma Hintergrund gibt es besondere Herausforderungen wie Jobsuche, Sprachbarrieren, Analphabetismus oder auch die Wohnungssuche für Großfamilien. Eine Möglichkeit, den Herausforderungen zu begegnen, ist die Ausbildung von Bildungslotsen und Sozialmediatoren mit Roma Hintergrund.

Im Rahmen seiner Ausführungen erinnerte der Referent auch an die Verfolgung von Sinti und Roma in Deutschland während des 3. Reiches. Heute kommt es darauf an, zwar an die Geschichte zu erinnern aber insbesondere die Zukunft zu gestalten. In der anschließenden Diskussion ging es hauptsächlich um Möglichkeiten für die Kinder, die z.T. in einer schulfernen Umwelt aufwachsen, diese über die Förderschulen in die Regelschu len zu führen. Auch wurde über Integrationsmöglichkeiten gesprochen, bei denen Arbeit und Bildung zwei intensiv zu verfolgende Ziele sein müssen. Georg Schrenk, der Dillinger Ehrenamtskoordinator,
bedauerte, dass nicht mehr Interessierte der Einladung zur Veranstaltung gefolgt waren. Es wäre bestimmt für auch für Lehrer/innen und Behördenmitarbeiter nutzbringend gewesen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Die noch aktiven Ehrenamtlichen der Unterstützergruppe werden sich auch der Geflüchteten mit Roma Hint ergrund annehmen mit dem Anspruch, den Roma Familien eine gelingende Teilhabe in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Der Weg dahin kann nur gelingen, wenn möglichst viele beteiligte Akteure gut informiert und gute Willens sind.

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