Im August fand vor dem Amtsgericht Dillingen das Verfahren gegen Pfarrer Frank Bienk wegen „Beihilfe zum illegalen Aufenthalt“ statt.

In seiner früheren Kirchengemeinde Gundelfingen hatte der Pfarrer zum wiederholten Mal Kirchenasyl gewährt. Im verhandelten Fall ging es um einen afghanischen Staatsbürger, der im Iran geboren und aufgewachsen und als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen war. Ihm drohte die Abschiebung in das ihm völlig unbekannte Afghanistan.
In der mündlichen Verhandlung stellte das Amtsgericht das Verfahren gegen den Geistlichen schließlich gegen Zahlung einer Geldauflage von 1.000 Euro zugunsten von „Pro Asyl“ ein. Dem Vorschlag der Verteidigung, die Geldbuße zugunsten der Flüchtlingsberatung der Evangelischen Kirchengemeinde Dillingen oder der „Unterstützergruppe Asyl/Migration“ in Dillingen zu verwenden, wollte das Amtsgericht nicht folgen.

Im Nachgang zum Verfahren erreichten Pfarrer Bienk zahlreiche Angebote von Menschen, die sich an der Geldbuße beteiligen wollten. Frank Bienk war es aber wichtig, zu seiner Verantwortung für das Kirchenasyl zu stehen. „Es soll nicht der Eindruck entstehen, ein Pfarrer könne alles tun was er wolle, weil am Ende ja doch andere dafür geradestehen würden.“ Deshalb wollte der fünffache Familienvater die Geldbuße selber tragen. Die Unterstützerinnen und Unterstützer bat er darum, das angebotene Geld zugunsten der Asylhilfe in Dillingen verwenden zu dürfen.
Für ihn sei das eine Interpretation der Worte Jesu aus der Bergpredigt (Mt 5,39 ff.): „Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei.“
In der Kirchengemeinde Günzburg, wo der Seelsorger seit Ende 2020 tätig ist, wurden die Gelder gesammelt: Gemeindeglieder aus Günzburg und dem Landkreis Dillingen beteiligten sich, aber auch viele Unterstützerinnen und Unterstützer weit darüber hinaus, bis hin zu Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und seiner Frau.
Zum Jahresende übergab Pfarrer Bienk nun die Spenden in Höhe von 3.400 Euro in Dillingen. Je 1.700 Euro konnten Georg Schrenk für die „Unterstützergruppe Asyl/Migration“ und Pfarrer Christian Peiser für die Flüchtlingsberatung der Evangelischen Kirchengemeinde Dillingen entgegennehmen. Die Kirchengemeinde finanziert seit 2020 die Beratertätigkeit von Dieter Kogge, dessen ursprüngliche Stelle beim Diakonischen Werk gestrichen worden war.

Bei der Übergabe sagte Pfarrer Bienk:
„Kirchengemeinden, Christinnen und Christen stehen in der Flüchtlingsarbeit nicht in Fundamentalopposition zum Staat. Viele Kirchengemeinden haben Helferkreise und weitere Projekte ins Leben gerufen, um die Integration von geflüchteten Menschen zu erleichtern. Und auch da, wo nicht Kirchengemeinden Träger dieser Arbeit sind, engagieren sich dort dennoch viele Menschen ausdrücklich aufgrund ihrer christlichen Werte und Überzeugungen.
Wenn wir nun also nicht nur „Pro Asyl“ bedenken, sondern exemplarisch auch die beiden genannten Zwecke, die für mich je in besonderer Weise für die beschriebene Haltung stehen, dann machen wir deutlich: Wir bekennen uns auch weiterhin zu dieser konstruktiven Arbeit, die Menschen Perspektiven schenkt und Integration ermöglicht, wo der Staat die Geflüchteten häufig alleine gelassen hat.“
Niemand könne beziffern, wie viele mögliche Fälle von Kirchenasyl allein dadurch verhindert wurden, dass Menschen rechtzeitig kompetente Ansprechpartner gehabt hätten. Diese hätten ihnen geholfen, ihre Rechte wahrzunehmen und schnell ein selbständiges Leben in Deutschland zu führen.
Kirchenasyl sei darüber hinaus immer nur das letzte Mittel, um in einem Einzelfall Zeit zur Überprüfung einer Entscheidung zu gewinnen, die in ihrer Konsequenz für die Betroffenen zu Gefahr für Leib und Leben führen könne. Es wäre daher völlig unangemessen den Einsatz der Kirchengemeinden und ihrer Mitglieder alleine auf dieses medienwirksame Thema zu reduzieren.

Pfarrer Bienk sagte, er hoffe, dass die Spendenaktion einen kleinen Beitrag dazu leisten könne, das Thema in die öffentliche Wahrnehmung zurückzubringen und wieder neue Menschen für die wichtige Arbeit mit Geflüchteten zu gewinnen. Immer wieder höre er, dass die erste Generation der Helfenden erschöpft oder schlicht älter geworden sei.
Auch Georg Schrenk betonte, die „Unterstützergruppe Asyl/Migration“ brauche dringend neue Kräfte, die ein wenig ihrer Zeit einsetzen und die segensreichen Bemühungen fortführen. Häufig ginge es dabei um vergleichsweise überschaubare Aufgaben, in die man sich schnell einarbeiten könne, wie z.B. die Unterstützung bei der Eröffnung eines Bankkontos.

Zum Bild:
Spendenübergabe am 22.12.2022 in Dillingen.
Von links nach rechts: Pfarrer Frank Bienk, Georg Schrenk, Dieter Kogge und Pfarrer Christian Peiser.

Bildrechte: Frank Bienk

 

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