Auch dieses Jahr veröffentlicht unser 1. Vorsitzender und Koordinator GEORG SCHRENK wieder seine "Gedanken zum Jahresende". Die wichtigsten Themen 2017 waren die anhaltenden Herausforderungen bei der Integration, die Bürokratie im Freistaat Bayern und die umstrittenen Abschiebungen nach Afghanistan.
Dillingen, den 20. Dezember 2017
Liebe Leserin, lieber Leser,
zu Weihnachten und zum Jahresende werden wir alle mit vielen Nachrichten überhäuft. Jahresrückblick und -ausblick sind fast ein Muss!
Ich will mich dieser Übung jedoch nicht entziehen. Mancherorts und bei manchen Menschen hat sich, so meine Beobachtung, der Gedanke verfestigt, dass die Flüchtlingsbetreuung zu Ende ist. Die Menschen sind 2-3 oder schon mehr Jahre hier, jetzt müssen sie sich zurechtfinden! Dass diese Meinung unrealistisch ist, beweist der Alltag. Die Aufgaben haben sich allerdings teilweise verändert.
Nach wie vor nimmt uns der Formularkrieg und bei Asylbewerbern und Flüchtlingen, die eine Ablehnung haben, der Kampf um Beschäftigungserlaubnisse, sehr in Anspruch. Gerade hier in Bayern wird manche Regelung, deren Grundlage Bundesgesetze sind, sehr restriktiv ausgelegt. Dass es in vielen Staaten dieser Welt nur unvollständige Personenstandsbücher gibt oder Menschen sich nie haben registrieren lassen, scheint bei Behörden wenig bekannt zu sein. Weiterhin wird es unsere Aufgabe sein, in diesen Bereichen nicht locker zu lassen.
Die Androhungen von Abschiebungen werden nicht glaubhafter, wenn man sie oft wiederholt. Ich empfehle allen, die es nicht glauben, einen Blick auf die Ausreisestatistik im ersten Halbjahr zu werfen. Wenn man die Staaten Südosteuropas außer Betracht lässt, ist das Ergebnis mehr als dürftig. Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich bin nicht gegen die Durchsetzung von Rückreisen in die Heimatländer, wenn sie innerhalb von 9 Monaten nach der Einreise erfolgen und rechtlich begründbar sind. Wenn man aber Menschen, ja Familien nach drei und mehr Jahren Aufenthalt loshaben will, fehlt mir das Verständnis.
Ebenso halte ich Großlager wie z.B. Manching oder Bamberg sowie die Aussetzung des Familiennachzugs für mehr als zweifelhaft. Mit den Artikeln 1 und 6 unseres Grundgesetzes hat dies wenig zu tun und schon gar nicht mit den Geboten von Jesus Christus.
Wir werden weiter für die und mit den Geflüchteten arbeiten und alles versuchen, sie in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Was bleibt mir? Danke zu sagen an alle Unterstützerinnen und Unterstützer, die durchgehalten haben. Lassen Sie sich nicht beirren. Leisten Sie Hilfe zur Selbsthilfe, so wie es unser Leitbild vorsieht.
Ich sage danke für die vielen Gespräche und Kontakte. Es wäre schön, wenn man noch näher zusammenrücken würde. Ich danke auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Behörden, bei JobCenter/Arbeitsagentur, der Diakonie und anderen unterstützenden Stellen sowie allen, die die Zusammenarbeit mit uns gepflegt haben. Ich darf einmal mehr den Sozialbereich/Asyl im LRA Dillingen besonders hervorheben: Ohne Herrn Kummer, Herrn Kogge, Frau Schäffler und viele andere wäre vieles nicht möglich gewesen.
Ihnen allen wünsche ich die Kraft zum Weitermachen – noch liegt ein großer Teil des Weges vor uns. Gesegnete Weihnacht und alles erdenklich Gute für 2018!
gez. Georg Schrenk